„So viel als möglich dosieren“, ist der felsenfeste Standpunkt von Margit Dablander, Gründerin der Interessengemeinschaft Verkehrswende Bayern-Tirol-Südtirol bei der gestrigen Diskussion zum Thema Fernpass-Stau-Problematik, die von der Tiroler Tageszeitung (TT) in der Wirtschaftskammer Reutte veranstaltet wurde.
Bei dieser Diskussionsrunde geleitet von TT-Chefredakteur Marco Witting, stellten sich noch Wirtschaftskammer Reutte-Obmann Christian Strigl und Bichlbachs Bürgermeister Stefan Schwarz den knapp 200 interessierten Zuhörern im Saal.
Am meisten betroffen vom B179-Stau sieht sich Bichlbachs Bgm. Stefan Schwarz: „Wir in Bichlbach und Lähn/Wengle sind die großen Arschl…er an der Fernpassstraße, jeder fährt durch und lässt seinen Lärm und Dreck da.“ Schwarz ist sich sicher, dass nur Einigkeit etwas bringen wird: „Wir müssen etwas tun! Wir zwölf Bürgermeister an der B179 von Vils bis Biberwier müssen uns einig werden.“
Wirtschaftskammer-Obmann Christian Strigl: „Der Verkehr auf der B179 ist noch nie weniger geworden. Ein Tunnel von Füssen bis Nassereith wäre gut, aber das kann natürlich nicht funktionieren.“ Strigl ist sich sicher: „Bei einer ‚großen Lösung‘ (Scheiteltunnel, Anm.), ist ein mehrspuriger Ausbau der B179 die Grundlage.“
Entsprechende Bedenken zu einem Fernpassausbau hat Margit Dablander: „Ein Fernpasstunnel würde den Verkehr anziehen. Es würde dann auch die Tonnagenbeschränkung für den LKW-Verkehr fallen.“ Zum aktuellen Verkehrszustand meinte sie: „Wir sind nicht der Parkplatz irgendwelcher Touristen. Wichtig ist, dass wir unseren Lebensraum auch für uns haben. Wenn es drauf ankommt, hält die Außerferner Bevölkerung zusammen!“
Bgm. Stefan Schwarz sieht in allen bislang durchgeführten Baumaßnahmen seitens des Landes Tirol nur eine Art Schadensbegrenzung: „Was das Land Tirol auf der B179 macht, ist nur eine Tröpfchenwirkung.“ Ähnlich formulierte es in der Diskussion auch Biberwiers Altbürgermeister Paul Mascher: „Alle diese kleinen Veränderungen kosten nur Geld und bringen nichts wirklich.“ Als Beispiel führte er den aufwendigen Ausbau der sogenannten „Ewigkeitskurve“ am Katzenberg vor ca. zehn Jahren an: „Ich habe damals nachgefragt und es wurde gesagt, dass wegen der Verkehrssicherheit ausgebaut werden muss. Dabei kam es in zehn Jahren zuvor in der alten Kurve nur zu zwei Unfällen.“
In der Diskussion brachten etliche Zuhörer ihre Meinungen und Bedenken zum Fernpassthema aus. So zB Florian Grund aus Pflach: „Wir sind ja nur rund zweiundreißigtausend Einwohner im Außerfern, das interessiert in Innsbruck zu wenig. Wenn es die Tiroler Politiker ernst meinen würden mit uns, wären sie heute im Konvoi nach Reutte zu dieser Diskussion gekommen.“
Ein Zuhörer war sehr dafür, alles mit der Bahn zu forcieren: „Wenn die drei Kilometer von Füssen bis zur Ulrichsbrücke mit Schienen ausgebaut würden, wäre es eine viel besserer Bahnanbindung und könnte leichter realisiert werden als ein Straßentunnel.“
Hans Strolz, Unternehmer aus Bichlbach meinte: „Wir brauchen was Gescheites oder gar nichts. Ein großer Scheiteltunnel ist die einzig sinnvolle Lösung!“.
Franz Linser, Altbürgermeister von Bichlbach: „Wir haben bereits in den 1990ern die B179 einmal gesperrt.“ Und zum Thema, dass den Landespolitikern die B179 am Herzen liegen würde, meinte er: „Die Politiker sollen aufhören, die Leute zu verarschen!“
Stefan Schwarz, Bgm. von Bichlbach brachte die Verkehrsproblematik zum Schluss nochmals anschaulich vor: „Die Fahrzeuge nehmen jeden Weg, der auffindbar ist. Im Winter fahren fast mehr Autos auf der Langlaufloipe, als Langläufer dort unterwegs sind. Manchmal müssen bis zu zehn Autos am Tag von dort abgeschleppt werden!“
Weitere Infos zu diesem Diskussionsabend hier: https://www.tt.com/artikel/30856558/tt-forum-in-reutte-wenn-das-tonnagelimit-faellt-sind-wir-endgueltig-erledigt?slide-id=15
Info zur „Fernpass-Strategie“: http://www.fernpass-strategie.at/start
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