Weißenbach: STURM DER ENTRÜSTUNG GEGEN GEPLANTE BAUSCHUTTAUFBEREITUNGSANLAGE (Do.23.11.2023)

Gestern Abend liefen in Weißenbach die Telefondrähte heiß, um für heute Vormittag 10 Uhr zu einer öffentlichen Protestversammlung vor dem Gemeindehaus möglichst viele Einwohner zusammenzutrommeln. An die 150 Leute waren schliesslich gekommen, viele nahmen sich dafür extra frei, um ihren Unmut zu bekunden.

Was war geschehen in Weißenbach, das die Leute so mobilisierte?

Ein kürzlich ins Gewerbegebiet West zugezogenes Unternehmen stellte Anfang 2023 den Antrag auf „Errichtung und Betrieb eines Baurestmassenzwischenlagers mit stationärer Aufbereitung mittels einer Wurfgitter-, Sieb- und Brechanlage“ (kurz „Bauschutt Zerkleinerungsanlage“) in eben diesem Gewerbegebiet, das dafür aber entsprechend ausgeweitet werden muss. Es soll also Bodenaushubmaterial und Bauschutt zwischengelagert und aufbereitet werden, um so daraus hochwertige Recycling-Baustoffe herstellen zu können.

Eine Fläche von rd. 4.000 Quadratmeter würden dafür benötigt werden, wovon rd. 1.900 m2 Waldfläche sind, die dafür gerodet werden müssten. Die Fläche zieht sich entlang der Lechtalbundesstraße. In unmittelbarer Nachbarschaft der geplanten Anlage beginnt das „Natura 2000-Gebiet“, ist 170 bzw. 200 Meter entfernt.

Jährlich sollen rd. 9.500 Tonnen Schuttmaterial aufbereitet und rd 12.000 Tonnen gelagert werden. Die Betriebszeiten sollen Montag bis Freitag von 7:00 bis 20:00 sein, Samstags von 8:00 bis 15 Uhr. Das nächstgelegene Wohnhaus befindet sich in rd. 250 Meter Entfernung.

Das ist im Wesentlichen die Ausgangslage.

Was die Leute allerdings am meisten auf die Palme bringt, ist, dass über dieses Projekt praktisch Stillschweigen geherrscht hat. Obwohl der erste Antrag bereits im Jänner 2023 eingebracht wurde.

Erst mit dem vorgestrigen Dienstagabend wurde das Thema allgemein bekannt, weil ein Gemeindebürger sich die Gemeindetafel genauer angeschaut hat. Dort hing diese Kundmachung über dieses Projekt rechtskonform seit einigen Wochen aus. Seine ersten Nachfragen bei seinen Bekannten ergab, dass auch diese nichts von der geplanten „Steinbrechanlage“ wußten, und so machte dieses Thema am gestrigen Mittwoch rasch die Runde im Dorf. Am Abend liefen dann die Telefone heiß, ein Weißenbacher produzierte sogar kurzerhand eine „Ansprache“ via Facebook und mahnte dazu, unbedingt zur Protestversammlung zu kommen.

Bürgermeister Harald Schwarzenbrunner sieht in dem Umstand, dass niemand wirklich von diesem Vorhaben wußte, kein Versäumnis der Gemeinde, denn: „Es wurde alles ordnungsgemäß verlautbart, die Infos hingen am Schwarzen Brett und waren auf der Webseite klar ersichtlich.“

Anders sehen es die Demonstranten. „Sonst wird auch jede Kleinigkeit mit einem extra Rundschreiben an einen Haushalt geschickt, aber da kam gar nichts“, so einige der Anwesenden zu pressefoto-reutte.

Wenn auch die Vorgehensweise der Gemeinde angeprangert wird, die meisten der „Wutbürger“ beklagen die Vorgehensweise von Land Tirol und BH-Reutte, die schließlich über das Projekt entscheiden werden. „Die Gemeinde selbst hat da gar nichts mitzureden. Das Projekt fällt in das Abfallwirtschaftsgesetz und das ist nunmal Ländersache“, so Bgm. Schwarzenbrunner. „Der Antrag wurde natürlich im Gemeinderat behandelt und erhielt eine klare Ablehnung. Aber wir werden da gar nicht gefragt“, so der Ortschef.

Deshalb wurde bei der heutigen Spontanversammlung auch eine Unterschriftenliste gegen das Projekt mit entsprechendem Einspruch erstellt. Alle Anwesenden setzen damit ein klares Zeichen gegen diese Anlage, „die viel Lärm und auch Staubbelastung verspricht“, so eine Anwesende. „Da wurde endlich erfolgreich der 70iger auf der B198 eingeführt wegen des Verkehrslärms und die 95dB-Regel für die aufjaulenden Motorräder. Und nun soll uns so eine Steinbrechanlage vor die Nase gestellt werden, die man dann täglich weit und breit hört. Das geht ja gar nicht“, erbost sich ein weiterer Weißenbacher gegenüber pressefoto-reutte.

Wie Bgm. Schwarzenbrunner den versammelten Menschen vor Beginn der Besprechungen im Gemeindeamt erklärte, würde mit heutigem Datum noch keine endgültige Entscheidung fallen. Er stellte in Aussicht, dass in den nächsten Tagen eine offizielle Infoveranstaltung stattfinden werde, bei der alle Anliegen und Vorbehalte der Weißenbacher gehört würden.

Übrigens wurde dafür auch kurzerhand eine Online-Petition gegen diese Anlage eingerichtet. Jeder kann sich hier eintragen und unterschreiben. Link: https://www.openpetition.eu/at/petition/online/nein-zur-genehmigung-eines-baurestmassenzwischenlagers-mit-brechanlage-in-weissenbach-am-lech

Wie die BH-Reutte auf Anfrage von pressefoto-reutte mitteilte, wäre die geplante Steinbrech-/ Baurestmassenanlage in Weißenbach nicht die erste ihrer Art im Außerfern. „Im Bezirk Reutte werden aktuell fünf stationäre Anlagen sowie 20 mobile Anlagen für die Aufbereitung von Baurestmassen betrieben. Bei den mobilen Anlagen besteht eine maximale Betriebsdauer von 100 Stunden pro Jahr.“

Das schreiben die Zeitungen: https://www.meinbezirk.at/reutte/c-lokales/in-weissenbach-kocht-die-volksseele_a6396318?ref=curate https://www.tt.com/artikel/30870007/100-menschen-protestierten-in-weissenbach-gegen-stein-brechanlage


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