Einer Lösung, die sicherlich schon viele Campingfreunde gesucht haben, verhalfen zwei findige Tüftler aus Oberpinswang ans Licht des Outdoor-Himmels.
Sind bislang Dachzelte auf den diversen Fahrzeugen eine gute Lösung – mit dem Nachteil der Kraxlerei – so dürfte nun das sogenannte „Swing-Tent“, das „Schwingzelt“ am Fahrzeugheck, die Camping- und Outdoor-Branche aufwirbeln. In zwei Minuten und mit wenigen Handgriffen ist das Schwingzelt bezugsbereit. Und das ohne jedes Herumkletterns. Deshalb ist es auch die ultimative Lösung für Leute mit Handicap – also zB für einen auf den Rollstuhl angewiesenen Menschen, der dennoch gerne (zB allein) zum Campen mit seinem Fahrzeug unterwegs sein möchte. Doch der Reihe nach:
Kurt Schmid (65), ist ein Off-Road-Freak. Viele Jahrzehnte war er mit seinem Fahrzeug in der Welt unterwegs. Das Zelt auf dem Dach bestens verschraubt. Mit den Jahren fiel ihm die Kraxelei aufs und vom Dach aber immer schwerer. „Ich habe mit der Zeit wegen meines Knies einfach Schwierigkeiten bekommen, über die Dachleiter zu steigen, wobei es aufwärts einfacher ist, als abwärts. Da war dann allmählich die Überlegung, ob es nicht auch anders geht.“ Ein Impuls, wie es gehen könnte, kam, als er einen Jäger sah, der ein geschossenes Wild an einer Heckbefestigung transportierte. „Aber da kam gleich die Überlegung auf, wie komme ich dann in das Auto hinten rein. Also muss es ausschwenkbar sein. Dann habe ich einen Prototyp gebaut.“ Und diesen zeigte er seinem Freund und Trauzeugen Dietmar Pachlhofer, einem Grafiker und versiertem Tüftler. Gemeinsam haben sie dann eine Lösung erarbeitet. „Doch die Bürokratie hat da natürlich zugeschlagen. Wir haben uns auf die Suche gemacht nach einer Firma, die sich damit auskennt und die haben wir im Tiroler Unterland gefunden. Die haben solche Ausschwenkvorrichtungen gebaut, die auch bereits zugelassen sind“, so Schmid zu pressefoto-reutte.
Eine solche Ausschwenkvorrichtung wird an die für die Anhängerkupplung vorgesehenen Punkte montiert. „Man kann dies also auf zahlreiche Fahrzeuge wie Kastenwägen von zB Fiat, Citroën, Peugeot montieren, ohne weitere Zulassungsgenehmigungen zu benötigen. Diese Vorrichtungen werden an den bestehenden Punkten, an denen auch die Anhängerkupplung befestigt ist, angeschraubt“, ergänzt Dietmar Pachlhofer (61). Er ist für die technische Aufbereitung und Planung der Teile zuständig, während Kurt Schmid die angesammelte Erfahrung des Offroaders einbringt und genau sagen kann, was sinnvoll ist und wo Besserungsbedarf besteht.
So hatten die beiden „Jungunternehmer“ vor etwa sechs Jahren sich mit dem Thema auseinandergesetzt, haben alles durchprobiert und viel recherchiert. Die Ausschwenkvorrichtung ist noch nicht die Plattform für das Zelt. Diese Plattform ist das, wofür die beiden Pinswanger Herren schließlich auch das weltweite Patent innehaben. „Es gibt auch keine Firma, die das herstellt. Wir sind die Einzigen!“, so Pachlhofer stolz.
Die Vorrichtung wird am Ausschwenkarm angebracht und man kann mit wenigen Handgriffen das darauf angebrachte Zelt aufstellen. So ist es sofort bezugsbereit und vom Fahrzeug weg schwenkbar – damit freier Zugang zum Heck und somit dem Camperwohnraum gegeben ist. Und man kann das Zelt mit wenigen Handgriffen vom Fahrzeug abkoppeln und damit umgehend zu einem Ausflug starten. Das Zelt bleibt felsenfest stehen. Dieses Abkoppeln ist auch für zu Hause nützlich. Während ein Dachzelt festgeschraubt meist das ganze Jahr über am Dach des Fahrzeuges verbleibt, kann das Schwingzelt mit wenigen Handgriffen abmontiert und in der Garage platzsparend verstaut werden.
Rollstuhlgerecht
Diese gut durchdachte Verbindung Fahrzeug-Zelt ist es auch, die es einem Menschen im Rollstuhl erlaubt, einfaches Zeltcamping zu genießen. „Bei der letzten Reuttener Bezirksmesse habe ich die Frau eines mir bekannten Rollstuhlfahrers getroffen, die von dieser Lösung des Heckzeltes sofort begeistert war. Und ich dachte: ‚Wenn das für mich als Leichtbehinderten so vorteilhaft ist, dann sollten wir unbedingt ausprobieren, wie es für jemanden ist, der im Rollstuhl sitzt’“, so Kurt Schmid. Gesagt – getan: Es wurde mit dem Bekannten im Rollstuhl Kontakt aufgenommen und er kam dann auch nach Pinswang und hat es probiert. „Der Stefan war zweimal da, hat alles probiert und auf die Schwachstellen hingewiesen. Es wurden also einige Kleinigkeiten angepasst, somit ist es jetzt noch optimaler. Er kann problemlos das Zelt auf- und auch wieder abbauen – allein. Für den Stefan war natürlich das Beste die Einstiegshöhe des Zeltes, denn er kann vom Rollstuhl direkt ins Zelt steigen – aufs Dach zu kommen wäre nahezu unmöglich“, ergänzt Dietmar Pachlhofer die Story. Der Mann im Rollstuhl war dann auch bereit, das Handling am Gerät für eine Fotoserie und ein „ToDo-Video“ für die beiden Erfinder vorzuzeigen (siehe Link wieder unten).
Die aufklappbaren Zelte werden von Dietmar Pachlhofer und Kurt Schmid aus der Türkei zugekauft. „Da haben wir lange gesucht und dann diesen Hersteller in der Türkei gefunden, der die Zelte nach unseren Kriterien herstellt. Wir haben sie kontaktiert und sind runtergeflogen und haben alles angeschaut. Eine Firma mit etwa 20 Leuten, die machen alles selbst und sind sehr zuverlässig. Es gibt immer die Möglichkeit Innovationen zu berücksichtigen.“
Die Lieferdauer für ein Schwenkzelt (montiert am Fahrzeug) beläuft sich auf etwa einen Monat. Die Kosten dafür bewegen sich zwischen drei- und viertausend Euro. Der innovative Zelthalter hat noch den Vorteil, dass neben dem befestigtem Zelt auch anderes Zubehör mit transportiert werden kann. „Bis rd. 70 cm ist der Überstand am Heck gesetzlich erlaubt, da ist es also möglich zum Zelt noch einen Fahrradhalter anzubringen.“
Die Campingprofis aus Oberpinswang bieten aber neben dem „Swing-Tent“ auch den Komplettausbau eines gewünschten Fahrzeuges für Campingzwecke. „Man kann bei uns auch ein Wohnmobil komplett in Auftrag geben. Dafür sorgt der Bereich „Camper-Innenausbau“. Da gibt es schon einige Fahrzeuge hier in der Region – vom Kastenwagen bis zum Caddy wird alles auf Kundenwunsch gebaut. Und natürlich gerne auch mit dem Swing-Tent am Heck“, so Pachlhofer. Für individuelle Lösungen ist ein direktes Gespräch natürlich sinnvoll. Kontaktinfo siehe Webseite.
Weiterführende Informationen zum „Schwingzelt“ und weitere Produkte im Campingbereich sind auf der Webseite des Unternehmens zu finden. Dazu auch genaue Foto- und Videoanleitungen zur „Swing-Tent“-Innovation. Link: https://www.campingscout.eu/
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