Mehrere Umstände führten bei einem Traktorbrand in der Tenne eines Bauernhauses in Tannheim/Berg kurz vor dem Heiligen Abend, in der Nacht vom 20. auf 21.12.2022, zu einem glücklichen Ende. Hier ging es vermutlich nicht nur um Minuten sondern sogar um Sekunden im Ablauf eines Brandgeschehens, das leicht in einer Katastrophe hätte enden können. Die Schlüsselfigur hier war sicherlich ein Nachbar des Bauernhofes, der keine Sekunde zögerte und sofort die Flammen bekämpfte.
Zur Erinnerung: Am Bauernhof von Fidel und Bea Renn im Tannheimer Ortsteil Berg kam der in der Tenne abgestellte Traktor aufgrund eines technischen Defektes in der Nacht zu brennen. Rund um das Fahrzeug waren Holz und Heu gelagert.
Dem Umstand, dass Bauer Renn an diesem Tage das Tennentor offen gelassen hatte (wegen der milderen Temperaturen) ist zu verdanken, dass der Brand überhaupt bemerkt werden konnte. Der zweite wesentliche Umstand war, dass Nachbar und Pensionsbesitzer Markus Peintner, der etwa 80 Meter oberhalb des Bauernhofes wohnt, noch spät in der Nacht am Arbeiten war und Brandgeruch „schmeckte“. Drittens eine andere Nachbarin – nur ca. 30 Meter vom Brandherd entfernt, Miriam Amann, die wegen eines Knalls aus dem Schlaf schreckte, das Feuer sah und sofort den Notruf wählte. Und schlussendlich natürlich die Feuerwehren Tannheim und Grän, die den Brand rasch unter Kontrolle hatten. Wäre alles nur um wenige Minuten verzögert abgelaufen, so hätte das Feuer am Bauernhaus großen Schaden angerichtet wie FF-Kommandant Thomas Wötzer gegenüber pressefoto-reutte sagte.
Die Bauersleute Fidel und Bea Renn haben von alldem nichts mitbekommen, hatten tief geschlafen und mussten erst durch einen Nachbarn (Thomas Rief) geweckt werden, da war die Feuerwehr schon im Löscheinsatz.
Alfred Leutner, ebenfalls ein Nachbar, lud die betroffenen Bauersleute Fidel und Bea Renn, Nachbar Markus Peintner und FF-Kommandant Thomas Wötzer zu einem Gespräch mit pressefoto-reutte zu sich ins Hotel Moserhof/Mons, um den Ablauf dieser aufregenden Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen.
Markus Peintner (48, Besitzer der Pension „Berger Hof“), der noch Renovierungsarbeiten am Haus vor Saisonbeginn abschließen wollte, wurde durch ein langes Telefonat vom Fertigstellen der Arbeiten abgehalten, was schließlich dazu führte, dass er den Brand überhaupt bemerken konnte.
Hier seine Aussage:
„So ziemlich gegen 1 Uhr Nachts, da habe ich noch Renovierungsarbeiten vor Weihnachten abschließen wollen. Wenn ich nicht vorher ein längeres Telefonat geführt hätte, wäre ich nicht so lange im Büro gewesen. Ich wollte dann in den Keller gehen einen Kübel holen und im Hausgang habe ich den komischen Geruch bemerkt und dachte noch ‚Was riecht da so komisch, habe ich da etwas angelassen, oder hat jemand anders etwas verbrannt, wie es manchmal vorkommt?‘. Ich geh’ dann zur Tür und sehe schon im Licht der Straßenlaterne relativ viel Rauch und denke, das kann jetzt auch kein normaler Hausrauch sein. Ich ging dann ein paar Schritte vor und sah da schon einen Feuerschein flackern beim Fidel unten. Ich habe dann postwendend umgedreht, habe einen Feuerlöscher geholt und bin querfeldein die Wiese runter, und im ersten Moment dachte ich noch ‚Herrgott, ist des ein Riesenfeuer, da musst ein Foto machen‘. Dann sah ich, dass Heu neben dem Traktor brennt und dachte sofort, ‚Na, des geht sich nimmer aus‘ „.
Während Markus Peintner mit dem Feuerlöscher bewaffnet die rd. 80 Meter zum Bauernhof hinunter lief, gab es einen Knall, weil die Frontscheibe des Traktors durch die Hitze zersplitterte. Dieser Knall riss die Nachbarin Miriam Amann aus dem Schlaf, woraufhin sie sofort nachschaute, das Feuer beim Nachbarhaus sah und gleich den Notruf wählte. Der Sirenenalarm weckte auch weitere Nachbarn.
Markus Peintner: „Als ich gerade beim Traktor war, ist die Sirene losgegangen. Weil ich hätte nicht die Zeit gehabt zum alarmieren. Mir ist schon bewusst, dass eine Erstalarmierung das Wichtigste ist. Aber des war für mich da nicht so wichtig, weil die Zeit war da nicht vorhanden. Beim Runterlaufen hab ich noch geschrien ‚Hargott, gehts amol her.‘ Ich bin im schnellsten Galopp mit dem Feuerlöscher ache zum Fidel. ‚Mich hat’s noch gewundert, dass da koa da war. Des war für mi a Wahnsinn, so ein Feuer und koa Mensch nit da‘ “.
Markus Peintner, der früher auch bei der Feuerwehr war, fand den Traktor im Vollbrand vor, doch war weit und breit kein Mensch zu sehen. „Ich begann zu löschen, denn ich sah, dass alle Reifen brannten, es war ganz schön erschreckend, zwei bis drei Meter über dem Traktordach waren die Flammen und habe auch gleich festgestellt: ‚Ausbringen werde ich das alleine aber nit, ich muss es aber klein halten‘. Dann bin ich rund um den Traktor gelaufen, das Schlimmste war die Riesenhitze, es war sehr heiß und vor allem auch die Rauchentwicklung. Viele Tage danach habe ich noch die Husterei g’habt. Nach dem ersten Heu wegtun, hat das wieder angefangen zu brennen, dann hat die Schalung gebrannt und dann habe ich geschrien nach den Nachbarn, dass jemand hergehen soll. Dann war aber mein Feuerlöscher leer, bin wieder zu mir hoch gelaufen, einen nächsten geholt, bin wieder runter und habe weitergemacht. Dann hat es wieder angefangen, zwar nicht mehr in der Größe, aber dennoch hat es wieder angefangen und ich dachte, hoffentlich kann ich es klein halten. Dann habe ich noch mehr geschrien, dann hat eine Nachbarin einen weiteren Feuerlöscher gebracht und dann war auch schon der Thomas (Wötzer) von der Feuerwehr mit einem Feuerlöscher da. Kurz darauf hat es an ‚Schnall‘ getan und der hintere Traktorreifen is geplatzt.“
Feuerwehrkommandant Thomas Wötzer (37, selbständiger Tischlermeister), wohnt ebenfalls nur ein paar Häuser weiter: „Die Sirene ist gegangen und auch der Feuerwehr-Pager, das hat mich aus dem Schlaf gerissen. Bin natürlich sofort auf. Am Pager stand: ‚Brand Bauernhof Stall, nach Knall‘. Wie i bei der Türe raus bin, hab ich natürlich auch sofort den Rauch g’schmeckt (gerochen)“.
Thomas eilte zum Feuerwehrhaus und kehrte rasch mit dem ersten Feuerwehrfahrzeug zurück. „Mit dem Einsatzleiterfahrzeug sind der Christian (Weirather, Kdt.-Stellvertreter, Anmerkung) und ich als erstes eingetroffen, ich bin gleich mit dem Feuerlöscher zum Traktor, Christian hat alle nachrückenden Feuerwehrleute eingeteilt. Das Feuer wurde dann relativ schnell gelöscht, denn vom TLF haben wir ja das Wasser da g’habt. Aber das Nachschauen wegen der Glutnester, dem Wand wegschneiden und dem Heu wegräumen hat es schon bis halb vier gedauert.“
Von all diesen dramatischen ersten Minuten haben die Bauersleute Bea (72) und Fidel (74) Renn überhaupt nichts mitbekommen, denn sie schliefen tief und fest. Markus Peintner fiel gleich auf, dass sie fehlen: “Dann war der Thomas Rief da und ich sagte zu ihm ‚Herrgott, weck doch mal die Hausleute auf, die haben von alldem nix mitbekommen‘, worauf Thomas, ebenfalls ein unmittelbarer Nachbar, sofort an die Haustür eilte.
Bäuerin Bea Renn, gebürtige Holländerin und seit vielen Jahrzehnten in Tannheim, dazu: „Thomas hat uns aus dem Bett geholt. Hat geklingelt und gleichzeitig an die Tür gepumpert und ganz laut geschrien. Wie ich ausse bin, war die Feuerwehr schon da und hab da noch ganz hohe Flammen gesehen. Bin dann zurück und habe meinen Mann geweckt, mußte ihn schütteln und habe gerufen. ‚Der Traktor brennt.‘ “. Ihr Ehemann Fidel dazu: „Wenn man mich nicht geweckt hätte, ich wäre im Bett verbrannt, das ist eindeutig. Bis man des merkt … ich hab g’schlafen wie a Lapp“.
Bea Renn, die mit Mann und Hund alleine im Hause lebt („Die vier Kinder sind schon lange aus dem Hause“) erzählt, dass am Abend der Hund sehr aufgeregt war. „Wir waren mit dem Hund alleine im Haus, aber der war sehr unruhig, hat gebellt und gejammert zugleich. Ich habe ihn noch geschimpft ‚Jetzt sei amal ruhig‘ habe ich gesagt, weil er manchmal auch so tut, wenn ein Fuchs ums Haus ist, denn da ist ständig einer auf der Terrasse und da dreht der Hund fast durch. Und ich hab noch gesagt. ‚Jetzt gib amal a Ruh und lass den Fuchs sein‘ und dann hat er sich munkelnd hing’legt und gleich drauf ging ich schlafen.“ Wie Bea Renn noch erzählt, war die ältere Katze der Nachbarn Amann an diesem Abend auch sehr unruhig „Die hat des irgendwie g’schmeckt, die ist durch den Hausgang g’saust, hat die Miriam erzählt.“
Dass am späten Abend von einem möglichen Brand nichts zu merken war, sagt auch Fidel Renn: „Abend ums zehn habe ich den Hund rausgelassen, bin einmal ums Haus, habe aber nichts g’schmeckt (gerochen) von alldem.“
Fidel Renn erzählt auch, dass es am Bauernhof, der weit über 100 Jahre alt ist, schon einmal gebrannt hat, am Ostermontag 1958. Damals brannte der Stall und der Dachstuhl des Bauernhauses vollständig ab, ein Pferd kam dabei ums Leben. „Der Stadel brannte, aber der Heustock blieb bestehen, war nur rundherum angekohlt“, so Fidel. Damals waren Gasflaschen im Raum für bevorstehende Installationsarbeiten gelagert. Der Heustock fiel auf die Gasflaschen und verhinderte so eine Explosion. Es lag sehr viel Schnee an diesem Ostermontag 1958, was die Löschwasserversorgung sehr schwer machte, obwohl es damals schon zwei Hydranten im Ortsteil Berg gab. „Die erste Hochdruckleitung wurde bereits 1924 errichtet“, so Fidel mit gewissem Stolz auf seine Heimat.
Der aktuelle Stadel wurde übrigens 1993 neu gebaut, hat der großen Hitze bestens standhalten können – lange genug, um erste wirkungsvolle Löschmaßnahmen zu ermöglichen. “Die Hitz’ war ja brutal. Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, so ein ‚Fürchtscheißer‘ geht da gar nicht erst hin. Normal fürchte ich mich nicht so schnell vor etwas, aber für mich war es schon ‚gehst oder gehst nit hin’. Der Fluchtweg war ja zum Glück breit gebaut. Aber das mit dem Reifenschlag – ‚Harrgott, des gibt d’r schon a Fotzn.‘ “, so Markus Peintner.
Feuerwehrkommandant Thomas Wötzer zu Markus: „Wenn du das nit sofort gelöscht hättest, wäre das ein Riesenfeuer geworden.“ Denn es ging hier tatsächlich um Sekunden. Sekunden, in denen die Intensität des Feuers eine Stärke erreichen kann, die anschließend nur sehr schwer unter Kontrolle zu bringen ist. Das war auch an der zerborstenen Frontscheibe des Traktors festzustellen. „Wenn eine Scheibe zerbirst, dann haut es die Funken an die Wand und verbreitet so das Feuer zusätzlich. Ich musste deshalb auch an die Wand hinlöschen“, so Feuerwehrkommandant Wötzer, der bei seiner Ankunft die Situation sofort vollständig erfasst hatte.
Markus Peintner ergänzt: „Die Hitze war so stark, dass sogar die Traufn (Dachrinne) geronnen hat – da hat am Dach alles ganz rasch getaut.“ Und Fidel Renn meint: „Beim Heukran sind die Schilder herunter geschmolzen und auch die Stahlrahmen der Fenster sind durch die Hitze stark beschädigt“.
Da in der Tenne auch Heu gelagert ist, war Fidels Sorge groß: „Als ich zum Stadel kemmen bin, hat alles gebrannt, auch die hintere Wand und oben am Sims, da war ja Heu oben. Und da habe ich Angst gehabt, dass es dahinter, in den Grumetstock reinbrennt.“ Er ist dann, auf dem Heukran draufsitzend, mit diesem reingefahren um nachzusehen. Da war zum Glück alles gut. Mit der Wärmebildkamera der Feuerwehr wurde schließlich alles noch genau untersucht und keine Brandherde mehr festgestellt.
So ist also Dank des sofortigen Handelns von Nachbar Markus Peintner, dem Absetzen des Notrufs und dem raschen Eintreffen der Feuerwehren Tannheim und Grän eine Brandkatastrophe verhindert worden. Die Ursache wird auf einen technischen Defekt des Traktors zurückgeführt, der Schaden bleibt den Bauersleuten aber, denn der Traktor war diesbezüglich nicht versichert. Fidel Renn dazu: „Die drei alten Traktoren waren versichert, dieser aber nicht, des hab ich einfach versäumt.“
Der ausgebrannte Traktor (Typ: Steyr 375 Kompakt) ist Baujahr 2004, wurde 2015 gebraucht um 33.000 Euro angekauft, aktueller Wert wäre rd., 30.000 Euro (hatte ca. 8000 Betriebsstunden). Bauer Renn hat also den vollen Schaden, muss nun wieder einen der alten Traktoren hernehmen. Teile wären noch verwertbar, insbesondere der Frontlader. Der Schaden am Stadelgebäude ist mit 3.000 Euro eher gering, der ist aber gedeckt. Zwar ist der Bauernhof seit 2020 stillgelegt und die Felder verpachtet, doch ein Traktor gehört zu einem bäuerlichen Anwesen einfach dazu, wird immer wieder benötigt.
Im Tannheimertal wird dieser Brand bzw. die Verhinderung einer Katastrophe durch die Ansammlung mehrerer glücklicher Zufälle als „Weihnachtswunder 2022“ betrachtet. So wie Nachbar Alfred Leutner es gegenüber pressefoto-reutte ausdrückt: „Der Markus ist der ‚Held des Tages‘, wenn er nicht gewesen wäre und so schnell gehandelt hätte, wäre weißgottwas passiert.“
Und Bauer Fidel Renn kann für all das nahezu keine Worte finden, er und seine Frau sind voll des Dankes für die rasche Hilfe, danken ihren unmittelbaren Nachbarn Markus, Miriam, Sebastian, Severin und Thomas aus tiefstem Herzen und den Feuerwehren Tannheim und Grän für das rasche Einschreiten, damit an Haus und Stadel kein weiterer Schaden entstanden ist.
Das schreibt die Kronezeitung dazu: https://www.krone.at/2893744
Hier der ursprüngliche Bericht: https://pressefoto-reutte.at/news/tannheim-traktorbrand-in-der-tenne-mi-21-12-2022/
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